Die NipponConnection findet dieses Jahr erstmals nicht an der Frankfurter Uni statt, sondern weicht auf andere Locations wie den Mousonturm und die Naxoshalle aus. Und sie findet rund zwei Monate später statt, im Juni statt im April. Diese Neuerungen organisatorischer Natur ändern aber nichts daran, dass die NC das absolute Mekka für Liebhaber des japanischen Films ist – inzwischen weltweit.

Unbeeindruckt von Terminverschiebung und neuen Locations haben die Macher ein beeindruckendes Programm (pdf Download) zusammengestellt. Leider bin ich dieses Jahr nicht mit dabei, aber wenn ich dort wäre, würde ich mir diese 10 Filme auf keinen Fall entgehen lassen:

  • Outrage Beyond: Die (unerwartete) Fortsetzung zu Takeshi Kitanos unterkühlter Abrechnung mit und zugleich Neubelebung des Yakuza-Genres.
  • For Love’s sake: Zu Takashi Miike muss ich wohl nicht mehr viel sagen, hier mixt er mal wieder einen abenteuerlichen Genre-Cocktail, dieses Mal aus Musical, Highschool-Komödie und Gangsterfilm.
  • A Story of Yonosuke: Regisseur Shuichi Okita kann man mit Mitte 30 grade noch so zu den Nachwuchstalenten zählen, er wurde letztes Jahr erstmals einem größeren Publikum bekannt mit der Komödie The Woodsman and the Rain. Auch hier handelt es sich wieder um eine Komödie.
  • The Land of Hope: Nach Himizu widmet sich Shion Sono nochmal des Umgangs mit der Katastrophe von Fukushima, dieses Mal anhand eines fiktiven Szenarios, oder sollte ich besser sagen, Gedankenexperiments?
  • I’m Flash: Toshiyaki Toyoda ist inzwischen ebenfalls einer der großen Namen und seit seinem Debut 1998 mit Pornostar für unkonventionelles, stylisches Independent Kino bekannt. Hier verbindet er einen klassischen Thriller mit Fragen nach der eigenen Existenz.
  • The Drudgery Train: Es gibt wohl keinen zweiten der es so wie Nobuhiro Yamashita versteht, sich augenzwinkernd und verständnisvoll gesellschaftlicher Außenseiter und Loser anzunehmen. Spätestens seit Linda Linda Linda ist er auch einem größeren internationalen Publikum bekannt.
  • Isn’t anyone alive: Der neueste Film von Sogo Ishii, dem die diesjährige NipponRetro gewidmet ist. Hier bringt er ein Theaterstück auf die Leinwand, in dem sich eine Gruppe Studenten angesichts des bevorstehenden Weltuntergangs mit der Banalität ihrer eigenen Existenz konfrontiert sehen.
  • Wolf Children: Mamoru Hosoda hat in den letzten Jahren mit Das Mädchen das durch die Zeit sprang und Summer Wars einen kometenhaften Aufstieg genommen und ist zu einem der erfolgreichsten und bekanntesten Anime-Regisseure geworden. Für Wolf Children gründete er sein eigenes Produktionsstudio und landete letztes Jahr damit direkt in den Top5 der erfolgreichsten japanischen Filme.
  • Bad Film: Nochmal Shion Sono, aber ganz anders, denn das Material für dieses Werk entstand bereits 1995 auf Hi8-Video. Das Projekt konnte er damals aber nicht zu Ende bringen und schnitt daraus jetzt diese halbdokumentarische, nicht-lineare und offenbar nur bedingt logische Momentaufnahme vom Ende eines Jahrhunderts.
  • Thermae Romae: Die Erfolgskomödie des letzten Jahres mit Hiroshi Abe, die auf einer denkbar beknackten Idee basiert, aber vielleicht gerade deshalb so gut ankam.

Das sind schon ne ganze Menge an must-see-Filmen, aber wer noch etwas – oder besser, reichlich – Zeit hat sollte sich unbedingt auch noch Kiyoshi Kurosawas Penance ansehen. Diese exzellent besetzte (Yu Aoi! Sakura Ando! Eiko Koike! Kyoko Koizumi!), sechsstündige (!!!) Miniserie dreht sich um den Mord an einer Grundschülerin und die Rachegelüste ihrer Mutter – wer sich jetzt ein wenig an Confessions erinnert fühlt, liegt goldrichtig, denn beide Filme basieren auf Romanen derselben Autorin.

Egal, ob ihr euch diese oder andere Filme anschaut, viel Spaß allen Besuchern der NipponConnection! 🙂